Vorhang auf für die Theatergruppe der Oberstufe des FRG!
Am 23.03.23 begrüßte das FRG am Abend zahlreiche Zuschauer zum Oberstufen-Theaterstück „Brett oder nicht Brett, das ist hier die Frage“ von Franz H. Jakubaß in der hell ausgeleuchteten Aula erstmalig vor der Öffentlichkeit im neuen Schulgebäude. Im Voraus wurden u.a. zu diesem Zweck in Ebern und Umgebung die von Leonie Tischer (Q11) kreativ entworfenen Plakate ausgehängt, z.B. in der Leseinsel, wodurch die Besucher zu der Vorstellung der „absurden Tragödie“ angelockt wurden, die von den hochmotivierten Schauspielerinnen und Schauspielern des Theaterkurses der Q11 (Tonia Berninger, Hedi Herbst, Christian Kühnel, Barbara Müller, Naomi Petsch, Eva Seemann, Barbara Würstlein) und der Q12 (Rose Baroness von Stackelberg, Michael Haag, Sebastian Neubauer, Niki Ritter) unter der Leitung von Gisela Dautel sehr beeindruckend und erfolgreich aufgeführt wurde. Die speziell für das Stück von den Klassen 10a, 6a und 6b unter der Leitung ihres Kunstlehrers Peter Davey wirkungsvoll gestalteten Kulissen und Requisiten entführten die Zuschauer in die uns ferne Welt Brettoniens.
Das in politische Situationen der früheren und heutigen Zeit übertragbare Stück beginnt mit einer für uns surrealen Situation: Ein an Demokratie gewöhnter Schiffsbrüchiger (sehr überzeugend gespielt von Michael Haag, Naomi Petsch, Rose von Stackelberg) wird an den Strand der Insel Brettonien angespült und findet sich einem Mann (Sebastian Neubauer) gegenüber, welcher ein Brett vor der Stirn trägt. Als der Schiffsbrüchige ihn damit konfrontiert, ein Brett vor dem Kopf zu tragen, wird der Brettonier ausfallend und beschimpft den Gestrandeten als „Kainling“ und als Spion, der das Brett als das Zeichen Abels (= des Guten) und somit den gesamten Abelismus verunglimpfen will.
Diese absurde Situation erklärt sich mit der strengen Diktatur, die auf Brettonien herrscht und unter Bretto I. entstand, der die Inselbewohner daran hindern wollte, vor seinem Regime der Gewalt und Willkür zu fliehen und daher befahl, dass allen Inselbewohnern ein Brett an die Stirn geschraubt werden sollte. Das bewirkte, dass die Einwohner auf dem Rücken schlafen mussten und zu schnarchen anfingen, wodurch schlafende Flüchtige aus meilenweiter Entfernung gefunden werden konnten. Von Brettos Nachfahren wurde das Brett daraufhin zur Weltanschauung des Abelismus erklärt. Dieses Parteiabzeichen dürfen und müssen nur die Abkömmlinge Abels, dem Guten, tragen und alle anderen sind daher böse und Nachfahren Kains, also Kainlinge.
Als eine staatsnahe Frau (Niki Ritter) und ein Obermann (Barbara Müller) zu dem beharrlich die Wahrheit verteidigenden Schiffsbrüchigen und dem brettonischen Mann dazustoßen, eskaliert die Situation und der Fremde wird zunächst verprügelt und schließlich vor Gericht gebracht. Dort verurteilt ihn der Richter (Barbara Würstlein) zunächst zum Tode und begnadigt ihn schließlich durch das Einlenken eines Predigers (Eva Seemann) doch, sodass er „nur“ vor der Küste Brettoniens in einem Schiff ohne Segel und Ruder ausgesetzt wird.
Er wird wider Erwarten an das demokratische Festland gespült, wo er dem Oberbürgermeister (Tonia Berninger) von seinem schockierenden Erlebnis auf Brettonien erzählt. Jedoch ist für das Festland Brettonien das wichtigste Exportland für Holz, weshalb ihm nicht geglaubt wird und er erneut wegen Verleumdung vor Gericht gestellt wird (Richter: Hedi Herbst, Staatsanwalt: Christian Kühnlein). Dort hält der durch die Farce erschöpfte Schiffsbrüchige weiterhin beharrlich an der Wahrheit fest, so dass er, als er sinnbildlich behauptet, das Gericht hätte ein Brett vor dem Kopf, weil es ihm trotz der Bestätigung der Wahrhaftigkeit durch einen Professor (Rose v. Stackelberg) nicht glauben wolle, in die Psychiatrie eingewiesen wird.
Das mitreißende Stück wirkt noch lange nach, da es nicht nur Parallelen zum Nationalsozialismus (die Aufführung fand noch dazu am 90. Jahrestag des Beschlusses des Reichstags über das Ermächtigungsgesetz statt), sondern auch zu Regimen in der heutigen Zeit aufzeigt. Außerdem stellt sich durch das Szenario auf dem Festland die Frage, wie weit unsere Demokratie durch Abhängigkeiten zu Lobbyisten und Regimen bzw. durch bewusstes Wegschauen gefährdet ist, weshalb das Stück daran appelliert auch bestehende Verhältnisse kritisch zu hinterfragen.
Für die kreative und überzeugende Darbietung der gesamten Theatergruppe gab es von den Zuschauern kräftigen Applaus, was noch durch eine Aktion ihrer Mitschüler, die Rosen auf die Bühne warfen, ergänzt wurde. Nicht zuletzt wurde auch der Leiterin der Theatergruppe, Frau Dautel, mit jeweils einem üppigen Blumenstrauß von der Theatergruppe und von Schuldirektor OStD Martin Pöhner für ihr Engagement für den Theaterkurs gedankt. Außerdem galt der Applaus den 11. Klässlern Robert Herold, Elias Küchler, Hannah Lenard und Paul Schneider (aus dem Technikkurs von Herrn Fleischmann), die als versierte Techniker die Aufführung mit passendem Lichtspiel und Ton gekonnt untermalten.
Hannah Georgi
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